Lübeck – Es ist auch für uns, die wir eine Reihe von Sportlern seit zum Teil vielen Jahren begleiten, immer wieder spannend, einmal den Menschen außerhalb des Platzes oder der Halle kennenzulernen. So ist es schon längst zur guten Tradition geworden, euch in regelmäßigen Abständen eine kleine Auswahl von Menschen aus den verschiedensten Sportarten vorzustellen.

Nachdem zuletzt mit Kevin Beech und Jordi Buchholz zwei Eishockeyspieler sowie mit Andrina Vorpagel eine Fußballerin im Mittelpunkt standen, freuen wir uns, dass sich mit Malin Stammer eine Handballerin bereit erklärt hat, uns Rede und Antwort zu stehen.

Wir trafen uns am Samstag nach dem 24:16-Sieg des Drittligisten TSV Travemünde gegen den Rostocker HC. Ein Erfolg, der natürlich auch bei der 19-Jährigen für ein gehöriges Stück Erleichterung gesorgt hat: „Eine Woche nach dem bitteren 14:29 in Henstedt-Ulzburg war das die Antwort, die wir unbedingt geben wollten. Mit jetzt 6:4 Punkten können wir, glaube ich, sehr zufrieden sein.“ Darin, dass die Travemünder Raubmöwen das mit Abstand jüngste Team der 3. Bundesliga Nord stellen, sieht Malin Stammer kaum ein Problem: „Es ist natürlich eine Mehrbelastung. Aber es hilft doch jedem weiter. Uns Raubmöwen, dass sich die meisten Spielerinnen mit dem VfL Bad Schwartau in der A-Jugend-Bundesliga sehr gut entwickeln. Davon profitieren wir alle; das hat sich jetzt schon ausgezahlt. Ich selbst darf ja altersbedingt nun leider nicht mehr für die VfL-A-Jugend spielen, aber ich kenne das ja noch aus den letzten Jahren mit dem Zweitspielrecht.“

Malin Stammer war nach der schwierigen Saison 2014/2015, die mit dem sang- und klanglosen Abstieg aus der 2. Bundesliga ihr trauriges Ende fand, die Einzige, die den sowohl sportlich als auch wirtschaftlich sehr angeschlagenen Raubmöwen die Treue hielt. Das Thema Raubmöwen aus dem letzten Jahr ist für Stammer eigentlich abgeschlossen, ganz verdrängt hat sie die Enttäuschung allerdings noch nicht: „Ich habe ja kaum gespielt, da kann ich auch mit mir selbst nicht zufrieden sein. Dadurch habe ich doch ein ganzes Stück an Selbstsicherheit verloren. Und diese Sicherheit ist leider noch nicht ganz zurückgekehrt. Aber ich denke, dass ich auf einem guten Weg bin. Jeder Torerfolg, jede gelungene Aktion helfen mir da ein kleines Stück weiter. Für mich und alle meine Mitspielerinnen ist es wichtig, dass unser Trainer Olaf Schimpf sehr viel wechselt, so dass wir alle auf unsere Einsatzzeiten kommen. Für uns als Team wünsche ich mir, dass wir sehr viel Spaß miteinander haben und noch mehr zusammenwachsen. Ich glaube, dass wir einen guten Mittelfeldplatz schaffen können.“

Dass Malin Stammer jetzt tatsächlich weiter für die Raubmöwen aufläuft, stand im Sommer noch gar nicht fest. Denn die Rückraumspielerin war nach bestandenem Abitur am Bad Schwartauer Gymnasium am Mühlenberg auf der Suche nach einem Studienplatz. Doch schon damals war sich der Trainer sicher, dass Stammer bleiben würde: „Malin kann in Timbuktu studieren, sie würde immer für uns da sein.“ In Timbuktu studiert Stammer nun nicht, doch auch mit ihren Bewerbungen – diese liefen ausschließlich in Norddeutschland – sollte es für dieses Jahr noch nicht klappen.

Es gibt einen ganz einfachen und nicht weniger wichtigen Grund dafür, dass Stammer ihre Bewerbungen nicht übers gesamte Bundesgebiet gestreut hat: Der Mittelpunkt ihres Lebens, noch weit vor ihrem geliebten Handballsport, ist die eigene Familie. Diese ist Ruhepol und treibende Kraft zugleich. So gab es für das mittlere von drei Kindern in der Jugend auch keine Vorbilder in herkömmlichem Sinn: „Mein Vorbild war immer meine große Schwester Linnit. Und sie ist es auch heute noch.“

Dass Thema Studium ist für Stammer nur aufgeschoben: „Ich möchte unbedingt studieren. Entweder auf ein Grundschul-Lehramt oder überhaupt auf irgendetwas, das mit Kindern zu tun hat. In diese Richtung wird es auf jeden Fall gehen.“ Trotz aller Familienbande hat sich die gebürtige Lübeckerin darauf eingestellt, sich demnächst bundesweit zu bewerben: „Darum komme ich nicht herum. Es muss ja nicht gleich München sein; aber selbst wenn es so wäre, würde ich bei einer Zusage nicht lange überlegen.“ Um die Zeit bis dahin sinnvoll zu gestalten, hat sich Malin Stammer zu einem freiwilligen sozialen Jahr entschlossen, dass sie im Lübecker Halland-Kindergarten absolviert. „Diesen Zwischenschritt bereue ich überhaupt nicht. Es macht einfach total Spaß, mit Kindern zu arbeiten.“

Sollte es mit dem erhofften Platz im kommenden Jahr klappen, schließt Malin Stammer einen Abschied von den Travemünder Raubmöwen und ihrer Bad Schwartauer Handballheimat nicht aus: „Bisher konnte ich mir das nie vorstellen, aber wenn es sich so ergeben wird, muss ich wohl „Tschüss!“ sagen. Aber genau wissen werde ich das ja erst im nächsten Jahr.“

Wir bedanken uns recht herzlich bei Malin für das Gespräch und den kleinen Einblick, den sie uns in ihr Leben gewährt hat. Alles Gute für die Zukunft!

Name: Malin Stammer

Geburtstag: 13.3.1996

Geburtsort: Lübeck

Größe: 177 cm

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Position: RR/RL

Trikotnummer: 7

Verein: TSV Travemünde

Frühere Vereine: VfL Bad Schwartau

Privat mache/ bin ich gerne: mit meiner Familie & meinen Freunden zusammen; auf Reisen

Lieblingsgericht: Sushi

Lieblingsgetränk: Maracujaschorle

Lieblingsmusik: kommt auf die Stimmung drauf an

Lieblingsfilm: Stromberg; Wie ein einziger Tag; König der Löwen

Lieblingsort: in der Sonne

Haustier: 2 Meerschweinchen

Meine Vorbilder in der Jugend: meine Schwester

Mein schönstes Erlebnis im Sport: Top 16 A-Jugend Bundesliga; Aufstieg in die 2.Bundesliga

 
Ich möchte mit meinem Team und auch persönlich in Zukunft folgendes erreichen: Für mich persönlich möchte ich in dieser Saison neue Erfahrungen sammeln und Sicherheit wiedergewinnen. Mit dem Team freue ich mich auf eine gute Saison mit viel Spaß und einem guten Zusammenhalt.
 
Ich spiele am liebsten in und warum: in der Jahnhalle, weil ich dort quasi aufgewachsen bin
 
Trainingsmotto: Appi Galoppi.
 
Ich habe eine(n) Freund(in): Nein
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