Lübeck – In Lübecks Norden ist beim TSV Siems in Sachen Frauenfußball etwas Großes gewachsen. Zwei Titel in der Verbandsliga und die damit verbundenen Aufstiege in die höchste Landesspielklasse stehen in den letzten Jahren zu Buche. In diesem Zusammenhang tauchen auch immer wie die gleichen Namen auf. Trainer Kambiz Tafazoli, Torjägerin Martha Thomaschewski oder Torhüterin Johanna Jacobi sind auch über die Vereinsgrenze von Siems hinaus bekannt. Ein wichtiger Bestandteil beider Mannschaften ist aber auch eine Spielerin, die nicht unbedingt immer in aller Munde ist. Die Rede ist von Sarah Kähler (Foto rechts). Und genau diese wollen wir euch in folgendem Portrait näher vorstellen, denn ihr Weg zum Fußball ist doch eher außergewöhnlich.

Dabei dürften die Wenigsten die Siemser Allrounderin unter diesem Namen kennen, denn ihr Spitzname „Wusel“ ist doch weitaus geläufiger – und das sogar beim eigenen Team. „In meiner Anfangszeit in Siems kannte kaum jemand meinen richtigen Namen“, meint Kähler lachend: „Da kamen einige nach einem halben Jahr zu mir und fragten, wie ich denn richtig hieße.“ Überhaupt: Sarah Kähler und der TSV Siems, das war Liebe auf den zweiten Blick: „Kann man sicherlich so sagen.“

Schließlich begann die Karriere der heute 25-Jährigen ausgerechnet beim Erzrivalen und Nachbarn, dem TSV Dänischburg – und das ganz zufällig. Obwohl die halbe Familie Fußball spielte, war der Weg auf den Fußballplatz für die kleine Sarah nicht vorgezeichnet. Dem Einsatz von Dänischburgs damaligem Frauentrainer Werner Volkmann war es zu verdanken, dass „Wusel“ den Weg zum Kicken fand. „Wir waren zu St. Martin immer zum Laternenlaufen bei meiner Tante in Dänischburg“, berichtet Kähler und erzählt weiter: „Eines Tages kam Werner auf uns zu und erzählte uns vom Fußball, hat uns eingeladen mitzumachen. Und so bin ich dann da dahin.“ Vielleicht ist dieser ungewöhnliche Weg auch der Grund, warum sie im Gegensatz zu anderen, kein fußballerisches Vorbild hat.

Schnell etablierte sich Sarah Kähler in der Dänischburger Mädchenmannschaft und debütierte schließlich mit 16 Jahren auch in der nicht unerfolgreichen Frauenmannschaft. Damals konnte sie sich nicht vorstellen, Dänischburg aus „fußballtechnischer Sicht“ zu verlassen, doch oft kommt es bekanntlich anders als man denkt. Die Mannschaft zerfiel, ein Zusammenschluss mit Lübeck 76 scheiterte und so stand die junge Sarah Kähler vor der Wahl: Siems oder ganz woanders hin. Mit etwas Zähneknirschen entschied sie sich für den ungeliebten Nachbarn, auch dank der einen oder anderen Freundin, welche bereits an den Krummen Weg gewechselt war.

Vor allem menschlich war es schwierig, wie Sarah Kähler zugibt: „Ich war damals die Jüngste in der Mannschaft, eine ziemliche Partybiene. Das war dann mit den „Alten“ nicht immer ganz einfach.“ Sportlich war es dennoch erfolgreich, 2014 gewann sie ihre erste Verbandsliga-Meisterschaft mit den Siemser Frauen. Und mit der Zeit fühlte sich „Wusel“ auch immer wohler, was zum einen an einer sich verändernden Mannschaftsstruktur lag, aber auch an Trainer Tafazoli, der sie so nahm, wie sie ist: quirlig und gut gelaunt. Und der zu dem große Stücke auf Sarah Kähler hält, wie er gegenüber HL-SPORTS betonte: „Sie ist eine absolute Allrounderin. Egal ob im Sturm, in der Viererkette rechts oder links oder wie in diesem Jahr in der Innenverteidigung: „Wusel“ zerreißt sich für das Team und spielt großartig. Dazu ist sie menschlich eine glatte Eins und eine echte Stimmungskanone.“

Solche Worte gehen bei der gelernten Immobilienkauffrau natürlich runter wie Öl: „Das ist schon irgendwie süß und macht mich sehr stolz, wenn er das sagt.“ Das Lob gibt sie aber gerne zurück: „Es macht auch richtig Bock unter Kambiz zu spielen, er verbindet perfekt den sportlichen Ehrgeiz und den Erfolg mit Spaß! Er weiß, dass er sich auf mich verlassen kann, auch wenn ich mal den Abend vorher etwas mehr gefeiert habe. Und wir wissen, dass Kambiz der perfekte Trainer für uns ist!“

Anzeige
AOK

Diese Freiheiten sind es, die Sarah Kähler so schätzt – wenngleich sie einschränkt, dass die ganz „Wilden Zeiten“ vorbei sind: „Der Beruf fordert mich und auch das Training ist eine Herausforderung, die Spiele in der Oberliga sowieso. Da ist dann nicht mehr so viel mit Feiern.“ Man sei da oft ganz schön kaputt, betont sie, vor allem, weil es beruflich auch noch aufwärts geht: „Das ist vom Kopf her nicht immer einfach, aber es macht einfach so viel Spaß!“

Apropos Feiern: das Tanzen ist ihre ganz große Leidenschaft, die Rapmusik ihre bevorzugte Musikrichtung. Wahrscheinlich hätte Sarah Kähler etwas in Richtung Breakdance gemacht, weil im Freundeskreis ein paar sehr gute Tänzer dabei waren. Ob Breakdance beim Fußball helfen würde, wollen wir wissen und sie antwortet lachend: „Klar würde das helfen. Ich habe ja so schon Moves drauf, die kann so schnell niemand bei uns.“

Bleibt noch die Frage, woher ihr Spitzname kommt und nach kurzer Überlegung ist es klar: von ihrem Jugendtrainer. Schon als Mädchen war sie ungemein quirlig und schnell, konnte so die gegnerischen Abwehrreihen immer wieder durcheinander wirbeln. „Ein echter Wusel eben“ – und diesen Namen wird sie auch nicht mehr los. Was Sarah Kähler wahrscheinlich auch nicht will. Und in vielen Dingen schließt sich auch noch ein Kreis: ihr „Entdecker“ Werner Volkmann ist mittlerweile regelmäßiger Gast bei den Siemser Spielen.

Wir haben eine sympathische, junge Frau kennen gelernt, die vor allem weiß was sie will. Was ihr noch über Sarah „Wusel“ Kähler wissen müsst, dass erfahrt in unserem HL-SPORTS-Fragebogen.

Name: Sarah Kähler
Geburtstag: 03.04.1992
Geburtsort: Eutin
Größe: 1,61
Gewicht: 56
Position: Abwehr (zuletzt Innenverteidigung)
Trikotnummer: 14
Verein: TSV Siems
Ehemalige Vereine: TSV Dänischburg
Privat mache/ bin ich gerne: mit meinen Freunden/ meiner Familie zusammen
Lieblingsessen: Italienisch
Lieblingsgetränk: Alles, was klar ist
Lieblingsmusik: Deutsch-Rap
Lieblingsfilm: 96 Hours
Lieblingsort: –
Haustiere: keine
Meine Vorbilder in der Jugend: –
Mein schönstes Erlebnis im Sport: Mein erster Aufstieg in die SH-Liga 2013/14
Ich möchte mit meinem Team und auch persönlich in Zukunft folgendes erreichen: eine tolle
Gemeinschaft bleiben und das Ziel, sich stets zu verbessern, gemeinsam verfolgen
Ich spiele am liebsten in und warum: in Siems, da Erfolg und Spaß im Gleichgewicht sind
Trainingsmotto: Es kommt nicht auf die Größe des Hundes im Kampf an, sondern auf die Größe des Kampfes im Hund.
Wo ich gerne mal spielen möchte: Wieder mal ,,weiter vorne" (Mittelfeld/ Sturm)
Ich habe eine(n) Freund(in) (Ja oder Nein): nein

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -