Hamburg – Der Sieg war eine faustdicke Überraschung: Christian Glienewinkel aus dem niedersächsischen Celle hat mit dem 14 Jahre alten Hannoveraner Professional Aircare das 86. Deutsche Spring-Derby, präsentiert von J.J.Darboven, gewonnen. Dem am Freitag gerade 30 Jahre alt gewordenen, stellvertretenden Pflegedienstleiter gelang der 151. fehlerfreie Ritt im renommierten Klassiker des internationalen Turniersports – und es blieb der einzige an diesem Sonntagnachmittag im Hamburger Derby-Park.

„Ich hab das noch nicht begriffen, ich bin noch ein bisschen neben der Spur,“ räumte ein sichtlich überwältigter Glienewinkel ein. Nichts ging mehr: „Ich wollte meine Mutter anrufen, um ihr davon zu erzählen, aber ich kam gar nicht durch….“ Im Mobiltelefon „stapelten“ sich die Textnachrichten und es klingelte unentwegt. Als 19. von 31 Startern war Glienewinkel, der mit 17 Jahren eine Ausbildung zum Pferdewirt absolviert hatte bevor er in den Familienbetrieb einstieg, in den traditionsreichen Parcours geritten, lieferte die einzige Runde ohne Fehl und Tadel ab und wurde mit rauschendem Applaus von rund 24.000 Zuschauern belohnt.

Im Jahr 2011 durfte der Niedersachse erstmals das Derby reiten: „Ich war aber viel zu nervös. Das Aircare es kann, haben wir schnell gemerkt. Ich habe ihn seit er fünf Jahre alt ist. Da haben wir ihn gekauft, obwohl einige meinten, man braucht das Pferd nicht, der ist ein wenig speziell beim Springen…“ Der Hannoveraner Wallach bescherte seinem Reiter und Besitzer, der täglich nach der Arbeit auf der eigenen kleinen Anlage seine Pferde trainiert, 30.000 Euro Preisgeld aus der Gesamtdotierung von 120.000 Euro.

Mit gemischten Gefühlen betrachtete Andre Thieme (Plau am See) seinen zweiten Platz mit Voigtsdorf Quonschbob. „Das eine Jahr mehr seit 2014 hat viel gebracht, es war toll zu erleben wie er sicherer und größer geworden ist. Das Pferd sollte letztes Jahr schon verkauft werden. Es gibt Interessenten, ganz nette Leute, die waren auch hier. Ich glaube ich muss mal mit denen sprechen wegen 2016.“

Auf den dritten Platz ritt André Plath aus Timmendorf auf der Insel Poel, freute sich über seinen Cosmic Blue und grantelte mit sich selbst. „Ich hab gleich gesagt, dass nur ich selbst ein gutes Ergebnis verhindern kann. Und was passiert? Ich verliere einen Bügel und fummele dann ewig rum, um den Bügel zu kriegen und komme nicht passend an die Eisenbahnschranke.“ Gleichwohl war Plath, der 2014 Zweiter in Hamburg war, glücklich, erneut ein tolles Ergebnis abgeliefert zu haben.

Titelverteidiger Nisse Lüneburg aus Hetlingen und seinem 18 Jahre alten Calle Cool blieb eine Platzierung verwehrt. Der Holsteiner Wallach war irritiert und ging den großen Wall diesmal nicht herunter. Dafür sorgte ein anderes Nordlicht für Riesenjubel: Janne Friederike Meyer und die erst acht Jahre alte Cellagon Anna jumpten im 86. Deutschen Spring-Derby auf den vierten Platz. „Im Gegensatz zu Andre könnte ich dauernd Juhu schreien,“ freute sich die Amazone, die mit dem vierten Rang auch die Position eins im Ranking der DKB-Riders Tour erklomm. Das Deutsche Spring-Derby ist traditionell die zweite Etappe der internationalen Springsportserie. Einen Sonderpreis erhielt Carsten-Otto Nagel (Wedel), der mit Lex Lugar Fünfter wurde. Nagel wurde mit dem erstmals vergebenen Best Style Award von H&M für den stilistisch besten Ritt ausgezeichnet.  

Neuer Besucherrekord

„Man denkt ja immer, das eigentlich nicht noch mehr geht und stellt dann fest, dass es anders ist,“ resümmierte Derbyveranstalter Volker Wulff vier tolle Derbytage. Tatsächlich strömten rund 87.000 Zuschauer nach Hamburg-Klein Flottbek und damit rund 3000 mehr als im Rekordjahr 2014. Insbesondere am Freitag kamen mehr Besucher in den Derby-Park als sonst. Wulff: „Wir werden den Mittwoch künftig als offiziellen Derbytag veranstalten, so dass es dann fünf anstelle von bislang vier Derbytagen gibt.“ Volker Wulff dankte zudem den Sponsoren des Deutschen Spring- und Dressur-Derbys, die die Veranstaltung in dieser Größenordnung erst möglich machen. Für den Presentingsponsor J.J.Darboven unterstrich Albert Darboven die sportliche Relevanz des Deutschen Spring- und Dressur-Derbys und gratulierte dem Sieger: „Ich weiß sehr gut wie sich das anfühlt, weil ich vor 20 Jahren als erster Hamburger nach 123 Jahren einen Derbysieger gestellt habe.“

Anzeige

12.000 Euro für die Hamburgische Regenbogenstiftung

Das Deutsche Spring- und Dressur-Derby stellt sich in jedem Jahr in den Dienst einer guten Sache. Die Hamburgische Regenbogenstiftung hat sich des Themas AIDS, der Hilfe für Betroffene und dem Kampf gegen die heimtückische Krankheit angenommen. Janne Friederike Meyer ist Botschafterin der Stiftung und brachte das Thema Derbyveranstalter Volker Wulff nahe, der sofort ja sagte. Am Sonntag konnte der Veranstalter dem Vorstand der Hamburgischen Regenbogenstiftung, Lutz Johannsen, einen Scheck über 12.000 Euro übergeben.

Ergebnis 86. Deutsches Spring-Derby, Wertungsprüfung zur DKB-Riders Tour – CSI3*: Springprüfung mit Stechen.

1. Christian Glienewinkel (Celle), Professional Aircare, 0 SP/176.88 sec; 2. Andre Thieme (Plau am See), Voigtsdorfs Quonschbob, 4/162.60; 3. Andre Plath (Insel Poel), Afp’s Cosmic Blue, 4/163.24; 4. Janne-Friederike Meyer (Schenefeld), Cellagon Anna, 4/171.94; 5. Carsten-Otto Nagel (Norderstedt), Lex Lugar, 4/180.20; 6. Peter Rathjen (Borstel), La-Emotion, 8/174.00

Der neue Derbysieger nach seinem grandiosen Erfolg:

Lokalmatadorin Janne-Friederike Meyer nach dem Ritt mit ihrer Nachwuchshoffnung Cellagon Anna:

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -