Bukarest – Annemarie Stark ist zurück aus Rumänien und hat exklusiv für HL-SPORTS ihre ganz persönlichen Eindrücke von der Europameisterschaft zusammengetragen. Die 29-jährige Marine-Offizierin holte im Halbfliegengewicht bis 48 Kilogramm die Bronzemedaille für Deutschland. Ihr Erlebnisbericht:

„Puuuh, das muss ich erstmal sacken lassen. Ich habe für Deutschland die erste Medaille im Frauenboxen geholt. Ein Wahnsinnsgefühl, auf dem Podest zu stehen, die Medaille um den Hals gehängt zu bekommen und dann das Turnier in Gedanken noch einmal Revue passieren zu lassen.

Alles begann mit der Vorbereitung in Polen. Wir, die deutsche Frauenboxstaffel, gastierte im Olympiastützpunkt in Danzig vom 19. bis 23. Mai, um sich zusammen mit der polnischen Mannschaft auf die EM vorzubereiten. Dies war für uns deutsche Boxerinnen perfekt, da die Russinnen und Polinen in den letzten Jahren immer oben mitgespielt haben. Alle Vorbereitungssparrings liefen aus unserer Sicht perfekt – und so konnten wir alle mit breiter Brust nach Bukarest weiterreisen.

Das Turnier begann dann endlich am 31. Mai in der rumänischen Hauptstadt. Wir waren schon vier Tage vorher angereist, um uns an die Wettkampfstätte und das ganze Drumherum zu gewöhnen. Nach dem ersten Wiegen am Samstag, alle sieben deutschen Boxerinnen hatten ohne Probleme ihr Limit geschafft, wurden die Kampfpaarungen ausgelost. Mein erstes Los hieß Serbien – Montag 1400 Uhr, erster Kampf. Die Aufregung stieg und dann war es endlich soweit, Einmarsch – Shake-hands – Gong: Ring frei – Runde EINS – und ich habe gleich losgelegt. Die Serbin kam mit meinen Angriffen gar nicht klar und so konnte ich jede der vier Runden klar für mich endscheiden, siegte deutlich mit 40:34 (3:0-Punkturteil).

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Super – die Freude war groß, schnell noch den folgenden Kampf beobachtet, da ja die Siegerin meine nächste Gegnerin sein würde. Auch dieser Kampf ging klar zu Gunsten der Schwedin aus, also hieß das Viertelfinale Deutschland-Schweden! Dieser Kampf stand dann am Mittwoch, wieder als erster Kampf des Tages, auf dem Programm. Auch in diesem Kampf konnte ich meine Linie aus dem Achtelfinale fortführen und der Schwedin meinen Kampfstil aufzwingen. Ich ließ ihr keine Chance, in den Kampf zu kommen, diktierte die Marschroute und punktete permanent durch eine gute, präzise Schlaghand. Somit hieß es auch nach den vier Runden: Sieger – rote Ecke, Deutschland—Annemarie Stark (3:0)!

„Oooohhaaa, ich habe Bronze sicher“, war da mein erster Gedanke und der Jubel auch mit dem Bundestrainer in der Ecke war riesig. Dann war klar, ich muss am Freitag gegen die rumänische Lokalmatadorin im Halbinale boxen. Der Trainer machte mir gleich klar, dass ich da Vollgas geben muss. Die Rumänin war schon dreimal Silbermedaillengewinnerin bei der WM und hat auch noch den Heimvorteil auf ihrer Seite. Das hießt also fighten, fighten, fighten. Diese Devise habe ich dann auch versucht, am Freitag so umzusetzen. Es war ein sehr enges Gefecht, wir beide haben uns nichts geschenkt und uns vier Runden lang einen ordentlichen Kampf geliefert. Leider musste ich mich am Ende dem knappen Kampfrichterentscheid geschlagen geben (37:38)! Es war knapp, aber so ist der Sport. Nach einem kurzen Moment der Enttäuschung gewann aber die Freude über die erste Medaille die Oberhand und das Wissen, dass ich mich mit diesem Ergebnis für die WM in Südkorea im November qualifiziert habe.

Somit konnten wir dann am Samstag das tolle Ergebnis feiern, Sarah Scheurich (-75 kg) konnte die Silbermedaille erkämpfen, und wir werden uns jetzt als Team auf die folgenden Wettkämpfe vorbereiten. Immer mit dem Wissen, dass wir Geschichte geschrieben haben, indem wir die allerersten Medaillen im olympischen Frauenboxen für Deutschland geholt haben.“
  
Foto v.l.: Annemarie Stark, Sarah Bormann, Cindy Rogge, Nadine Apetz, Sarah Scheurich (Team Germany)

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