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Lübeck – Es liest sich wie verkehrte Welt, wenn die beiden nachstehenden Voreinschätzungen zum hansestädtischen Derby zwischen den Travemünder Raubmöwen und der TSG Wismar mit dem später tatsächlichen Spielverlauf und Ergebnis verglichen werden.

Zwar hatte Travemündes Trainer Olaf Schimpf den schlechten Saisonstart Wismars relativiert. Aber die Stimmung im Vorwege war gut, der dritte Heimsieg erschien absolut möglich. Zumal sich der Kader im Vergleich zu den Vorwochen wieder spürbar auffüllte. Mit Ausnahme der verletzten Jamila Popiol, Jeannine Bollmann und Carlotta Jochims konnte aus dem Vollen geschöpft werden. So standen zwölf Feldspielerinnen zur Verfügung.

Kurz vor dem Anpfiff hatten wir noch die Gelegenheit, mit Klaus-Dieter Soldat, dem jahrelangen Macher der TSG Wismar, zu sprechen. Dieser ist angesichts des Fehlstarts mit bis dato 4:8 Punkte alles andere als zufrieden. Gerade die letzte Niederlage gegen den TV Oyten, als es nach einem 16:16-Halbzeitstand ein derbes 22:33 gab: „Nicht nur von unserer ersten Sieben erwarte ich mehr. Im Vergleich zum letzten Jahr, als wir vorneweg marschiert sind, ist das jetzt gar nichts. Ich kann auch erwarten, dass unsere Neuzugänge, hinter deren Verpflichtung natürlich auch wirtschaftliche Aspekte stecken, sich auf einem anderen Niveau als bisher präsentieren. Für heute habe ich ganz ehrlich ein schlechtes Gefühl!“ Viel optimistischer hörte sich da Travemündes Kapitänin Jana Gläfke an: „Wir haben heute richtig Bock auf das Spiel!“

Soweit die Befürchtungen beziehungsweise Hoffnungen vor diesem Ostsee-Derby. Die Raubmöwen werden damit zumindest heute nichts anfangen können, aber es bewahrheitete sich wieder einmal, dass der Handballsport eben doch nicht berechenbar ist.

Mit der ersten Parade Hanna Belgardts erwischten die Raubmöwen einen guten Start. Doch auch der TSV brachte seinen ersten Angriff in Person von Marthe Nicolai nicht im Tor unter. So gehörten die ersten beiden Treffer der TSG, ehe Jana Gläfke aus dem Rückraum zum 1:2 traf (6.). Was danach folgte, muss aus Raubmöwensicht als Aufbauhilfe für einen in den letzten Tagen in den Seilen hängenden Gegner bezeichnet werden. Dem 1:4 ließ Travemünde immerhin noch ein 3:4 folgen, ehe es nach elf Minuten 3:8 aus TSV-Sicht stand. Allerhöchste Zeit für das erste Team-Timeout, der auch den Torwartwechsel Lorena Jackstadt für Hanna Belgardt mit sich brachte. Acht Minuten später lag das Team von Olaf Schimpf und Thomas Hartstock mit 6:11 zurück; Lorena Jackstadt musste wieder zurück auf die Bank, so dass es nun wieder an Hanna Belgardt war, die Wismarer Angriffswelle zu stoppen. Die TSG traf aus nahezu allen Lagen. Gerade die zuletzt noch so gescholtene Svea Pinkohs traf in kritischen Situationen, wenn bereits Zeitspiel angezeigt war. So waren die Raubmöwen wieder klar im Nachteil, was die Konsequenz aus dem Rückraum betraf. Es war das dritte Spiel, in dem dem TSV Travemünde weniger als 20 Treffer gelangen.

Aber nicht nur das, ein weiterer Leistungsunterschied lag im Verwerten der durchaus vorhandenen Möglichkeiten zu Tempogegenstößen. Während die TSG Wismar diese meist erfolgreich praktizierte, wurden Travemündes Versuche in den meisten Fällen im Keim erstickt. Nach 30 Minuten hätte an der Anzeigetafel ein noch höherer Rückstand als das 8:14 stehen können. Es war alleine der Tatsache geschuldet, dass Wismar sich dem zerfahrenen Spiel des TSV Travemünde anpasste.

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Hoffnung nach Jana Gläfkes Auftakttor zur zweiten Hälfte? Nein! Die Gästemannschaft von Ronald Frank hielt nicht nur den Vorsprung, sie zog zwischenzeitlich noch weiter davon. So zum Beispiel beim 23:14 durch wieder Svea Pinkohs (49.). Der Wismarer 25:18-Sieg war nie gefährdet.

Es war bei drei Siegen die vierte Niederlage des TSV Travemünde, wobei diese erstmals wirkliche Enttäuschung hervorrief.

In seinem Statement sieht Olaf Schimpf zwei Seiten: „Du kannst mit einem Torhütergespann und einer Rückraumspielerin nichts gewinnen. Was den Rest des Rückraums betraf, muss ich sagen: „Setzen, sechs!“ Auf der anderen Seite müsst ihr alle mal sehen, wer hier auf der Platte steht. Das ist eine A-Jugendmannschaft, das wird leider gerne zu schnell vergessen.“

Zum Abschluss noch einmal Wismars Klaus-Dieter Soldat: „Der Sieg hätte auch höher ausfallen können.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Doch, einen positiven und sehr wichtigen Gewinn gab es. Nach dem Schlusspfiff vermeldete das Management der Raubmöwen die Zusage eines weiteren namhaften Unterstützers in finanzieller Hinsicht.

Die Raubmöwen spielten mit: Belgardt, Jackstadt, Patalas – Schoeneberg (2), Fischer, Gläfke (6), Stammer (2), Nicolai, Hartstock, Karau, Kieckbusch (2), Welchert, Dalinger (1), Neu (4/3), Hani (1)

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