Leicester City sorgte in dieser Saison mit dem Meistertitel für die größte Überraschung im internationalen Fußball. Der Hype um die Besten ihrer Zunft gehört ebenso zum Fußball wie Kuriositäten am Rande des Geschehens. Englische Buchmacher sorgen mal wieder mit ausgefallenen Wetten für Aufsehen.

Nicht nur der Transfermarkt im Fußball ist heiß umkämpft, auch die Wettanbieter versuchen, mit teilweise amüsanten Sportwetten Aufmerksamkeit zu erregen und sich von der Konkurrenz abzuheben. Dank „Jürgen Klopp Spezialwetten“ und „Philipp Lahm wird Bundeskanzler“ gab es auch für deutsche Wettfreunde bereits einiges zu schmunzeln.

Aufgrund der im letzten Jahr hohen Pleiten gegen Bayern München blieb auch der HSV nicht vor verrückten Wetten verschont, so dass man auch weiterhin mit kuriosen Ideen rechnen kann. Nachdem es sportlich in Hamburg wieder etwas besser läuft und man mit einem versöhnlichen Saisonabschluss die Wogen nach dem Drobny-Theater wieder etwas glätten konnte, wäre zum Beispiel eine Wette in Bezug auf den nächsten Eklat im Umfeld des HSV möglich.

Indes sorgt in England ein Wettbüro mit einer „Drei-Generationen-Wette“ für eine weitere, nicht alltägliche Langzeitwette. Der Sohn (5) des englischen Meistertorwarts Kasper Schmeichel (29) steht bereits jetzt im Fokus. Wird dieser nämlich auch Fußballmeister, erhält der ausdauernde Glücksspieler das 251-fache seines Einsatzes wieder. Einen draufsetzen kann man natürlich auch noch mit der Wette, dass er dieses Kunststück im Alter von 29 Jahren vollbringt – genau wie der Vater und Großvater.

Quoten geringer als bei Meisterwette

Peter Schmeichel ist nämlich auch im Alter von 29 Jahren englischer Fußballmeister mit Manchester United geworden und konnte in den 1990er Jahren noch vier weitere Meisterschaften, den Sieg bei der Europameisterschaft 1992 mit Dänemark und zwei Mal die Ernennung zum Welttorhüter feiern. Die passenden Gene sind somit auf jeden Fall vorhanden, allerdings muss man bei dieser Art Wette lange die Daumen drücken – der Enkel von Peter Schmeichel wird erst 2039 das 30. Lebensjahr erreichen. Hier lockt allerdings eine Quote von 1001:1.

Aber nicht alle Freunde von Sportwetten verfügen über die nötige Beharrlichkeit, um sich am Ende über den ganz großen Coup zu freuen. So verkaufte ein Leicester-Fan seinen Wettschein an den Wettanbieter Ladbrokes zehn Spieltage vor Saisonende, wodurch sein Gewinn um knapp 160.000 Pfund (etwa 200.000 Euro) geringer ausfiel. Die Quote, dass der Meistertitel an die „Foxes“ geht, lag zu Saisonbeginn bei 5000:1.

Gründe für Leicesters Überraschungssaison

Dass eine Stadt mit etwa 100.000 Einwohnern mehr als Lübeck mit zehn Punkten Vorsprung englischer Meister wird, hat wohl berechtigterweise eine solch hohe Quote. Denn die finanziellen Möglichkeiten, die Leicester zur Verfügung standen, sind nicht mit der Größenordnung von Manchester, Chelsea oder Arsenal zu vergleichen. Im Vergleich mit dem VfB Lübeck sind sie jedoch aus einem anderen Universum.

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Leicester, vor zwei Jahren noch in der Championship, der englischen zweiten Liga, und letztes Jahr knapp dem Abstieg entronnen, ist wie viele andere englische Klubs auch im Besitz eines Investors. Die Srivaddhanaprabha-Familie ist seit August 2010 Besitzer des Teams und gleichzeitig auch Sponsor über das Unternehmen King Power, einem Reiseeinzelhandelsunternehmen mit vor allem in Thailand ansässigen Duty-Free-Shops.

Neuzugänge Leicester City

Name, Abgebender Verein, Ablösesumme in Euro
Shinji Okazaki, FSV Mainz 05, 11 Mio.
N’Golo Kanté, SM Caen, 9 Mio.
Yohan Benalouane, Atalanta Bergamo, 7 Mio.
Gökhan Inler, SSC Neapel, 7 Mio.
Daniel Amartey, FC Kopenhagen, 6,6 Mio.
Demaray Gray, Birmingham City, 5,1 Mio.
Robert Huth, Stoke City, 4,2 Mio.
Daniel Iversen, Esbjerg fB, 260.000
Christian Fuchs, FC Schalke 04, Ablösefrei

Andererseits sind die Investitionen in den Kader nicht so überbordend wie zum Beispiel bei Konkurrent Manchester City. In dieser Saison verpflichteten die „Foxes“ neun Spieler für etwa 50 Millionen Euro. Allein Kevin de Bruyne kostete Manchester City 74 Millionen. Was die Gehaltszahlungen in der Premier League betrifft, liegt Leicester für die Saison 2015/2016 auf Platz 17.

Wie sich das in der nächsten Saison darstellt, wird sich nach der nächsten Transferphase herausstellen. Leicester muss nun für die Champions League aufrüsten. Darüber hinaus rechnen sie durch die Meisterschaftsprämie, verbesserte Ticketverkäufe und vermehrtem Merchandising mit Mehreinnahmen von etwa 190 Millionen Euro, von denen wahrscheinlich ein großer Teil wieder reinvestiert wird.

Die Mannschaft ist der Schlüssel zum Erfolg

Neben dem Erfolgsfaktor „Mannschaftsgefüge“ treten häufig drei Namen ins Rampenlicht bei den „Foxes“. Claudio Ranieri, der Taktikfuchs und Meistermacher, Riyad Mahrez, Spieler der Saison, und Jamie Vardy, zweitbester Torschütze der Liga (24 Treffer). Trainer Ranieri hat aus den Spielern eine Einheit geformt, die vor allem durch diszipliniertes Verteidigen und exzellentes Konterspiel einen Großteil der Spiele für sich entscheiden konnte.

Mahrez, bis dato ein unbekannter Spieler aus Algerien, der weitestgehend unter dem Radar der internationalen Topklubs lief, wurde aufgrund seiner Leistungen (14 Tore, 10 Vorlagen) zum Spieler des Jahres gekürt. Durchgesetzt hat er sich nicht nur gegen Weltklassespieler wie Mesut Özil, sondern auch gegen seinen treffsichersten Teamkollegen Jamie Vardy.

Es wird interessant sein, die mittelfristige Entwicklung des Klubs nachzuverfolgen. Ob sie weiter gewissenhaft mit den Millionenbeträgen umgehen oder wie andere englische Klubs nach dem Prinzip „pay to win“ vorgehen, weiß wohl nur die Führungsetage. Diese Saison hat allerdings gezeigt, dass Vereine, die das meiste Geld ausgeben, nicht unbedingt die größten Erfolge feiern. Manchester City wurde zum Beispiel nur Vierter, Chelsea landete sogar nur auf dem zehnten Rang.

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