Lübeck – Wenn man als Verein wenig Geld hat und Spielerinnen von auswärts für sich begeistern will, dann muss man entweder unglaublich kreativ sein oder über eine Person im Hintergrund verfügen, welche über beste Kontakte verfügt. Beides ist bei den Travemünder Raubmöwen zweifelsohne vorhanden, doch ab und an muss auch einfach mal der Zufall helfen. Und dieser Zufall war es auch ein wenig, welcher Aleksandra Adamczewska aus dem fernen Oberschlesien über Hamburg an den Steenkamp brachte. Grund genug für uns, die sympathische Polin mal etwas näher vorzustellen.

Dass Adamczewska überhaupt nach Deutschland kam, hat man irgendwie ihrem Verlobten Przemyslaw Paluch zu verdanken. Dieser spielt Baseball, ist Nationalspieler in Polen und steht seit April im Aufgebot des Bundesligisten Hamburg Stealers. So zog auch Aleksandra, die von allen nur „Ola“ gerufen wird, an die Elbe und machte sich auf die Suche nach einem Handball-Team. Erster Berührungspunkt mit den Raubmöwen waren die Lübecker Handball-Tage im Juli, wo die 27-Jährige als Schiedsrichterin aktiv war. „Ich kam mit einigen Leuten ins Gespräch und ein paar Tage später stand ich erstmals in der Halle“, erzählt Adamczewska. Bei den Probetrainings überzeugte sie Trainer Christoph Nisius nicht nur mit ihrer sportlichen Qualität und Einstellung, sondern auch mit ihren Art: „Ola ist eine interessante, menschlich offene und herzliche Spielerin.“ So nimmt die 1,69m große Außenspielerin nun mehrmals die Woche den Weg aus Hamburg nach Travemünde auf sich.

Angefangen hat alles in Żory, einer Kleinstadt in Oberschlesien, welche früher den deutschen Namen Sohrau trug. Hier wurde „Ola“ geboren und ging sie ihre ersten Schritte auf dem Handball-Parkett. Bei TS Pogoñ 1922 Żory und dem Nachfolgeverein MTS Żory durchlief sie die Jugendmannschaften, sammelte die ersten Erfahrungen im Frauenbereich. Das Lehramts-Studium brachte Adamczewska dann nach Katowice, wo sie für die Universitätsmannschaft AWF auflief. Als  sie dann erfolgreich ihr Studium abgeschlossen hatte, klopfte ein Erstligist bei ihr an. Tor Dobrzeñ Wielki, ebenfalls ein Club aus Oberschlesien, wollte sie und Adamczewska sagte zu. Nicht ohne Stolz blickt sie auf die Zeit zurück: „Sie wollten, dass ich für ein Jahr dorthin gehe, also ging ich. Der Klassenerhalt war das Ziel und das haben wir am Ende auch geschafft!“

Der Kontakt nach  Żory riss natürlich nie ab, vor allem, weil „Ola“ als Jugendtrainerin weiter bei MTS aktiv war. Also ging es zurück in die Heimatstadt und mit der ersten Frauenmannschaft spielte sie in der zweiten Liga. Parallel arbeitete sie weiter als Trainerin und mit ihrer Mannschaft gelang der Aufstieg in die erste Liga: „Mein junges Team schaffte es sogar unter die Top drei im Land.“

Nun folgte im Frühjahr der Umzug nach Deutschland, im Sommer der Wechsel nach Travemünde. Dies war eine gewaltige Umstellung, allein schon wegen der Sprache, denn Adamczewska spricht zwar hervorragend Englisch, Deutsch aber (noch) nicht. Dies wird sich aber ändern, denn sie büffelt die Sprache fleißig in einem Sprachkurs. Auch einen Full-Time-Job hatte sie doch die Dreifachbelastung aus Schule, Handball und Arbeit hatte ihre Grenzen. Nun reicht ein Teilzeit-Job zum Leben.

Angesprochen auf die Unterschiede zwischen Polen und Deutschland sieht Adamczewska einige: „Es ist eine andere Sprache, für mich eine neue Kultur, neues Essen und natürlich neue Leute.“ Viel Neues also mit positiven Aspekten wie die Außenspielerin findet: „Die Menschen hier sind weltoffener, freizügiger und du hast viel mehr Möglichkeiten. Auch mehr Möglichkeiten dich zu verbessern.“ Dies kommt ihr als Person entgegen, beschreibt sich Aleksandra Adamczewska selbst als ehrgeizige Kämpferin mit einem verrückten Touch.

Bei den Unterschieden im Handball muss sie dann doch etwas mehr nachdenken. „Die Trainingsmethodik ist eine andere, die Systeme in Angriff und Abwehr sind andere“, versucht sie es zu beschreiben und gibt ein Beispiel vor: „In Polen sind wir während der Saison nie raus gegangen, um zu laufen. In Travemünde steht vor jedem Training ein 30 Minuten-Lauf an. Das war komplett neu.“ Aber mittlerweile hat sie sich dran gewöhnt und sagt mit einem Lächeln: „Ich schaue nach vorne und wenn es mir hilft, warum dann nicht?“ Ihre Zukunft sieht der polnische Wirbelwind in Deutschland: „Wir werden auch nach der Saison in Hamburg bleiben und ich würde auch gerne bei den Raubmöwen bleiben. Aber das muss letztlich der Club entscheiden.“

Bevor wir im HL-SPORTS-Fragebogen erfahren, was Aleksandra Adamczewska sonst noch so mag, bleibt noch eine Frage zu klären: Wer ist besser? „Ola“ im Baseball oder Przemyslaw im Handball? Grinsend meint sie dazu, dass ihr Verlobter wohl besser Handballspielen könnte: „Aber nur, weil Handball deutlich populärer ist. Ich hab es zwar ein paar Mal beim Training probiert, aber er hat auch in der Schule und an der Universität gespielt.“

Name: Aleksandra Adamczewska

Geboren: 9. Oktober 1989

Geburtsort:  Żory, Polen

Größe: 1,69m

Gewicht: 63kg

Position: Links-/Rechtsaußen

Trikotnummer: 13

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Verein: TSV Travemünde

Frühere Clubs: TS Pogoñ 1922 Żory, MTS Żory, AWF Katowice, Tor Dobrzeñ Wielki, MTS Żory

Privat mache/ bin ich gerne: Fitness, Gym, Reisen

Lieblingsessen: italienisch

Lieblingsgetränk: Karottensaft

Lieblingsmusik: Dance, Disco

Lieblingsfilm: Alles mit Leonardo di Caprio

Lieblingsort: Malta

Haustiere: keine

Meine Vorbilder in der Jugend: meine Mutter

Mein schönstes Erlebnis im Sport: In 2015 war ich Spielerin und Trainerin bei  MTS Żory. Wir stiegen in die erste Liga auf und mein junges Team erreichte den dritten Platz.

Ich möchte mit meinem Team und auch persönlich in Zukunft folgendes erreichen: Die Klasse in der dritten Liga halten, Deutsch lernen

Trainingsmotto: Ohne Fleiß, kein Preis. Sei die beste Version von dir selbst  und gebe das Beste, was du kannst.

Wo ich gerne mal spielen möchte: Deutschland

Ich habe eine(n) Freund(in) (Ja oder Nein): ja, verlobt

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