Lübeck – Spätestens nach der vierten Niederlage im fünften Spiel sollten es auch die letzten im Lager der Lübeck Cougars kapiert haben: Der Fehlstart ist mehr als perfekt.

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Auf den letzten Platz sind die Berglöwen in der GFL2-Nord abgestürzt und dürften diesen auch nach dem schweren Auswärtsspiel in Düsseldorf nicht verlassen. Das mittelfristige Ziel, der Aufstieg in GFL1, ist aktuell weiter entfernt, denn je. Und die Talfahrt hat handfeste Gründe, lässt sich statistisch belegen. Denn sowohl offensiv wie auch defensiv präsentieren sich die Cougars als zahme Kätzchen.
 
Ohne Frage: Nach dem großen Umbruch im letzten Winter mit 20 Neuzugängen, darunter mit Ausnahme von Runningback Jamie Dale alle Importspieler, war eigentlich allen klar, dass die Saison schwierig wird und ein Angriff auf die vorderen Plätze überhaupt nicht zur Debatte stand. „Ein bis zwei Spiele Sand im Getriebe“, hatte Cougars-Pressesprecher Jan Wulf darauf gehofft, dass es nach Anfangsschwierigkeiten stabil durch die Übergangssaison geht. Und natürlich waren die Zuschauer am Buniamshof in den letzten Jahren verwöhnt, stellten die Berglöwen in Sachen Scoring Offense (Punkte pro Partie) und Pass Offense (durchschnittlich erworfene Yards pro Partie) ein Topteam der gesamten GFL, angeführt vom bärenstarken Quarterback Perez Mattison. Auch die Defense genügte im letzten Jahr höchsten Ansprüchen (in allen Kategorien Top fünf), nachdem sie 2015 noch im untersten Viertel zu finden war.
 
Dennoch ist der Absturz erschreckend. 11,5 Punkte, 222 erspielte Yards pro Partie sowie mickrige sechs Touchdowns (Statistiken nach den ersten vier Spielen*) standen vor der Partie gegen Langenfeld auf der Haben-Seite und auch gegen die Longhorns, die schlechteste Defensive der GFL2 Nord, wurde es bekanntlich nicht besser. Die, zugegebenermaßen großen, Fußstapfen von Mattison sind für den neuen Spielmacher Campbell Summerfield noch mindestens eine Nummer zu groß.
 
Doch die Misere im Angriff ist nicht nur auf den Quarterback zurückzuführen. Auch seine Offensive Line, also die Spieler, die den US-Boy schützen sollen, machen einen miesen Job. 20 Sacks wurden zugelassen und damit nach vier Spielen doppelt so viele, wie in der gesamten Saison 2016. Auch das Laufspiel funktioniert noch überhaupt nicht. Die O-Line schafft es nicht die Laufwege freizublocken. Das sieht man vor allem an den Statistiken von Jamie Dale. Schaffte der Runningback in den letzten Jahren 7,8 bis neun Yards pro Lauf sind es bisher lediglich 3,7 – gekrönt davon, dass der Cougars-Scoringleader bis Pfingstsonntag noch ohne Touchdown unterwegs war. Man kann es drehen und wenden wie man will: So gewinnt man kein Football-Spiel dieser Welt.
 
Aber nicht nur die Offensive macht schlapp, auch die Defensive beißt überhaupt nicht. Zwar gibt es in der GFL2 Nord noch drei schwächere Defensivreihen, doch Langenfeld, Rostock und Paderborn können dies Öfter kaschieren. Die Laufspielverteidigung erlebt einen Rückfall in alte Zeiten, eine Interception gelang noch keinem Spieler und der gegnerische Spielmacher ist auch „No-Touch-Zone“, denn ein Sack gelang ebenfalls noch nicht. Auch Ballverluste werden kaum erzwungen, so dass die Turnover Margin, also das Verhältnis eigener Ballverluste gegenüber derer des Gegners, negativ und die Zweitschlechteste der Liga ist.
 
Natürlich kann man sagen, dass erst fünf Partien gespielt sind und auch andere Teams sind schwach in die Saison gestartet. Doch da die Cougars nach dem kommenden Wochenende vermutlich eine 1:5-Bilanz aufweisen werden, sollten so langsam die Alarmglocken angehen. Ob das aber so im Cougars-Gehege angekommen ist, sei zumindest fraglich – wenn man den Erklärungen in den Interviews vom Sonntag folgt, dann kommt die Meinung durch, dass viele und unnötige Strafen den Sieg gekostet haben. Das mag zwar irgendwo stimmen, ist aber deutlich zu kurz gegriffen, wenn man bedenkt, dass die Cougars 2016 die meisten Strafyards im Norden kassierten.
 
Es muss andere Gründe geben. Ob es jetzt falsches Coaching und die falsche Taktik ist, ob die Qualität im Kader nicht stimmt, die Erfahrung fehlt oder einfach nur das Selbstvertrauen im Keller ist, sollte schnellstmöglich analysiert werden. Denn sonst steht am Ende wirklich noch der Super-Gau, der Abstieg in die Regionalliga! Und das dürfte ja keiner wollen…
 
*Anmerkung: die Statistiken für Spiel fünf waren bei Erstellung des Artikels noch nicht abrufbar. Daher beziehen sich alle genannten Statistiken auf die ersten vier Spiele.

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