Anzeige
OH-Aktuell

Timmendorfer Strand – „Als ich am vergangenen Sonnabend aus Kiel zurückfuhr und mich noch sehr über den Hallenmasters-Titel freute, wurde mir in diesem Moment allerdings auch bewusst: das war‘s mit hochklassigem Fußball beim NTSV Strand 08 für eine lange Zeit.“ So beschrieb Peter Danzeglocke (Foto) seine Gedanken nach dem Titelgewinn der „Strandpiraten“ in der Sparkassen-Arena. Der ehemalige Vorsitzende des Timmendorfer Clubs schaut auf eine erfolgreiche Zeit zurück und weiß, dass diese sich nun dem Ende neigt.

Bei HL-SPORTS sprach der 77-Jährige darüber, was in den vergangenen Jahren passierte, was gegenwärtig die Überlegungen sind und wie er die Zukunft des Strander Fußballs sieht.

Dabei verteilte er nicht nur Komplimente. Doch ein Mensch ist für ihn und den Fußball am Höppnerweg der Mann: Frank Salomon. „Ich kenne Frank nun schon lange Jahre und muss ihm Recht geben. Er war derjenige, der es überhaupt möglich machte, dass der NTSV Strand 08 soweit kam. Frank war immer allein auf weiter Flur, hat den HSV zu uns gebracht, den Oberliga-Titel geholt und sein ganzes Herzblut in den Fußball gesteckt. Dass er nun nach so vielen Nackenschlägen nicht mehr weitermachen möchte, ist nachvollziehbar“, ehrt Danzeglocke seinen langjährigen Begleiter auf dem Platz.

Die Gemeinde kommt dabei nicht so gut weg, denn der Ex-Präsident des örtlichen Sportvereins lässt kein gutes Haar an ihr und auch nicht an seinen Nachfolgern bei 08: „Dort ist immer alles viel wichtiger. Beach-Polo, Beach-Volleyball oder Eishockey, doch mit dem Fußball beschäftigt sich niemand. Da gibt es keine Fürsprecher. Das ist traurig. Wenn ich sehe, dass in jedem Dorf ein Kunstrasenplatz zur Verfügung steht und in Timmendorf nicht – ja, da muss man sich einfach fragen warum nicht? Der Schlag ins Gesicht war dann wohl der letzte Teil des Kapitels. Die Gemeinde rief einen Arbeitskreis zum Thema Fußball ins Leben. Aus jeder Partei war jemand da und auch der Vereinsvorstand involviert. Nur derjenige, der sich täglich mit dem Fußball beschäftigt, wurde nicht eingeladen. Wenn ich noch Vorsitzender gewesen wäre, dann hätte es das nicht gegeben. Ich habe diesen Verein über 25 Jahre geführt, doch wenn man im Vorstand keinen einzigen Fußballer sitzen hat, sondern nur Faustballer, Schwimmer oder sonst wen – was will man da erwarten. Sie haben kein Gespür für Fußball und können damit eben nichts anfangen. Man nimmt sich dafür dort auch keine Zeit und vernachlässigt das Herzstück des Vereins. Und als Daniel Safadi die Frage stellte, ob es einen Unterschied machen würde, ob die 1. Herren Oberliga oder die 2. Herren Kreisklasse spielt, und als Antwort bekam, dass es keinen Unterschied macht… Ja, dann weiß man einfach, welchen Stellenwert das Ganze hat.“

Anzeige
AOK

Doch Danzeglocke blickt nicht nur zurück, sondern nun nach vorne: „Das, was geschehen ist, kann man nun nicht mehr zurückdrehen. Nun müssen wir schauen, was noch zu retten ist. Ich bin gerne bereit, dabei zu unterstützen und erst Anfang der Woche kam der 1. Vorsitzende des Vereins auf mich zu und fragte mich nach meinem Rat. Nun war es dann auch bei ihm angekommen, dass mit dem Fußball auch, wie schon erwähnt, das Herzstück weg ist. Ich habe keine offizielle Funktion und somit auch nicht den Handlungsspielraum und kann also gar nicht entscheiden, nur vermitteln. Das möchte ich gerne tun, meinen Beitrag leisten, es wenigstens versuchen, Menschen zusammenzubringen, die den Fußball beim NTSV wenigstens etwas aufrechthalten. Ich sehe es wie ein Puzzle, wo man nun die Teile finden und zusammenführen muss. Ob es gelingt, ist die Frage, aber wenn der Verein es nicht versucht, wird er sich das immer vorhalten lassen müssen.“

Zu einem möglichen Wechsel Salomons vom Strandpiraten zum Adler sagt er: „Man kann von Frank denken, was man will, aber er hat in Timmendorf zehn Jahre großartige Arbeit geleistet. Das hat lobende Anerkennung verdient. Ob er nun zu Phönix geht, weiß ich nicht. Er selbst sagte noch vor kurzem zu mir, dass ihn das aufregen würde, wenn man ihm das nachsagt. Natürlich ist es etwas seltsam, wenn im Winter so viele Spieler schon an die Travemünder Allee wechseln. Da muss man ja denken, dass er dort auch hingeht. Für den 1. FC Phönix wäre Frank aber auf jeden Fall ein Riesengewinn. Und dass, was man in Timmendorf eben nicht geschafft hat, könnte man dort hinbekommen. Der Verein hat eine lange Fußball-Tradition und viele Fans. Die haben wir in Timmendorf nicht und auch die Sponsoren sind hier ganz schwer zu finden. Hier hat fast jeder mit dem Tourismus zu tun. Da bleibt keine Zeit, mal am Sonnabend in die Strand-Arena zu gehen. Wir gucken aber nun erst einmal auf uns und werden in den kommenden Wochen wissen, wie es mit dem Strander Fußball weitergeht.“  

Der Strander Ex-Präsident hat Ideen und weiß dabei ganz genau: „Alleine schafft das keiner. Einen Trainer zu finden ist dabei sicher nicht schwer. Aber einen Trainer zu finden, der auch gleich eine ganze Mannschaft mitbringt und das nötige Geld – das ist die Herausforderung. Klar ist aber eines: Der NTSV Strand 08 wird die Oberliga nicht halten können. Die Mannschaft wird im Sommer auseinandergehen. Nun muss man schauen, wo und wie und vor allem ob es weitergehen kann. Ein, zwei Klassen tiefer könnte man schaffen. Ich sehe da eher die Verbandsliga als Neustart. Doch ohne Macher wird das alles nichts. Und eines ist auch klar: Ohne den Vereinsvorstand geht das ebenfalls nicht. Dort muss man sich überlegen, ob man lieber Reha-Sport oder Fußball anbietet“, sagt Danzeglocke abschließend.

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -