Süsel – Der große Bundesliga-Skandal vor einigen Jahren ist immer noch nicht vergessen und hätte bei allen ideenreichen Manipulatoren für ein heißes Eisen sorgen müssen. Im ostholsteinischen Bujendorf hat man sich offenbar nun selbst versucht, ein Fußballspiel im Vorwege für sich zu entscheiden.

Ein schriftlicher Nachrichtenverlauf zwischen dem 1. Vorsitzenden des Spitzenreiters Bujendorfer Spvg und dem Trainer des nächsten Gegners Christian Schlicht vom TSV Schönwalde (am heutigen Freitag, 24.5. um 19 Uhr in Süsel) liegt der HL-SPORTS-Redaktion vor, in der es wie folgt heißt: „Moin Christian, kommenden Freitag ist es dann ja soweit. Wir möchten uns sehr gerne maßgeblich für eure Abschlussfeier engagieren, um im Gegenzug vielleicht ein positives Ergebnis für uns zu erzielen. Könnten wir da zusammenkommen? Und es würde sich nicht nur um einen Kasten Bier handeln, sondern deutliche mehr.“

Beim Tabellenvierten in Schönwalde fiel man aus allen Wolken, antwortete nicht darauf und wurde noch einmal angeschrieben. Zitat: „Und hast es heute mal angesprochen? Könnten wir ins Geschäft kommen, dann habt ihr nächstes Jahr einen unangenehmen weniger ;-)“

Zur Konstellation: Bujendorf steht mit 58 Punkten auf Platz eins der Kreisklasse A. Punktgleich folgt der TSV Selent (20 Tore weniger in der Differenz). Auf Rang drei liegt der SC Cismar mit 56 Zählern (noch schlechteres Torverhälltnis). Schönwalde ist Vierter, aber ohne Chance am letzten Spieltag auf den Titel. Während die Schönwalder mit dem unmoralischen Angebot in Bujendorf antreten, messen sich zeitgleich Selent und Cismar. Drei dieser Clubs können also noch Meister werden und somit in die Kreisliga aufsteigen. Bei der Manipulation spielen die Schönwalder aber nicht mit!

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Chefcoach Schlicht sagt bei HL-SPORTS: „Wir wollen es über das sportliche regeln und uns hinterher nichts nachsagen lassen. Unsere gesamte Mannschaft ist motiviert und alle, auch die Verletzten, werden heute Abend mitkommen. Wir wollen gewinnen. Für uns war sofort klar, dass wir auf dieses Angebot nicht eingehen und haben den Kreisfußballverband darüber informiert.“

Dessen Vorsitzender Klaus Bischoff war geschockt: „Wir wissen um den Fall und haben das im Auge. In meinen 50 Jahren Fußball habe ich so etwas noch nicht miterlebt. Wir distanzieren uns von so etwas“, sagte er gegenüber HL-SPORTS. Staffelleiter Bernd Dieter Giese wurde sogar noch deutlicher: „Das hat es in ganz Schleswig-Holstein noch nicht gegeben und der Landesverband prüft nun alle rechtlichen Möglichkeiten. Wir sind in Kontakt mit dem SHFV. Fakt ist: Wir werden vom Kreis ein Verfahren einleiten. Das war ein Bujendorfer Eigentor.“
Eine Möglichkeit zur Absetzung beider „Finalspiele“ wäre eine Option gewesen, doch Giese wiegelte ab: „Das stand gar nicht zur Debatte. Ich werde heute Abend selbst beim Spiel dabei sein und mir ein Bild davon machen. Nach den Gesprächen mit Schönwalde und Bujendorf kann ich mir nicht vorstellen, dass die Schönwalder sich in die Ecke stellen. Die sind hochmotiviert.“

Letztlich wird Bujendorfs Präsident auf der Strecke bleiben. Auf Nachfrage von HL-SPORTS reagierte er nur mit: „Kein Kommentar.“ Viele Optionen bleiben ihm allerdings nicht mehr. Die Beweislage scheint sonnenklar. Ein Rücktritt und eine öffentliche Entschuldigung ist vermutlich die einzig logische Konsequenz, um weiteren Schaden vom Verein fernzuhalten. Ein Ding, dass landes- und sogar bundesweit für Aufsehen sorgen wird.

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