Lübeck – Am Ende war das Entsetzen groß. Der VfB Lübeck verlor im DFB-Pokal gegen den FC St. Pauli am Sonntag mit 6:7 nach Elfmeterschießen. Ein irres Spiel in der 1. Runde, denn die Grün-Weißen führten 2:0, lagen 2:3 zurück und kämpften sich ins Glücksspiel. Die Profis aus Hamburg entgingen so einer Blamage. Lübeck schied aus.

Die Hauherren eröffneten die Begegnung und hatten nach fünf Minuten die erste gefährliche Szene. Eine Flanke von Riedel verpasste Arslan am Fünfmeterraum. Ein Pauli-Kopf klärte gerade noch zur Ecke, die allerdings nichts einbrachte. Einen schnellen Konter unterband Thiel mit einem Foul, wofür er den gelben Karton sah. Der Zweitligist drängte schnell auf das erste Tor. Das fiel allerdings für den Regionalligisten. Buballa hob das Abseits auf und Hobsch setzte Arslan am linken Strafraumeck in Szene, der war durch und legte vor dem Kasten nochmal quer auf Deichmann (9.). Aus vier Metern beförderte er den Ball irgendwie ins Netz. 1:0 für Lübeck. Die Gäste wirkten geschockt und an die 2. Liga erinnert, wo sie einen miserablen Start hinlegten. Nachlegen wollten dafür die Grün-Weißen. Deichmann (23.) köpfte eine Hoins-Flanke nur Millimeter am linken Pfosten vorbei. Kurz vorher hatte St. Pauli eine Chance durch Buchtmann (21.), doch sein Seitfallzieher tropfte auf das Tornetz. Gefährlich wurde es, als Buchtmann am Lübecker Strafraum einen Freistoß herausholte. Halke traf Ball und Gegner. Moeller Daehli (27.) zog um die Mauer, doch VfB-Keeper Raeder faustete das Leder weg. Conteh (31.) war danach einmal auf der linken Seite durch, wurde von Halke mit einer Grätsche am Fünfmeterraum gestoppt. Haarig, doch die Pfeife von Schiri Willenborg blieb stumm. Die Gäste protestierten vergeblich. Lübeck versuchte es schnell. Hobsch, Riedel und Deichmann überbrückten das Mittelfeld, doch ein Pauli-Bein war dazwischen, sonst wäre das für die Hamburger im eigenen Strafraum erneut sehr gefährlich geworden. Der Frust der Profis stieg an, vor allem weil sie in der Abwehr große Probleme mit den flinken Lübeckern hatten. Die hingegen machten das richtig gut, kämpften um jeden Zentimeter auf dem Feld und beschäftigten die Hamburger. Bezeichnend war drei Minuten vor der Pause ein Zweikampf zwischen Riedel und Conteh. Der Lübecker gewann ihn, ballte die Faust und Conteh trat wütend gegen die Bande. Das Publikum ging mit und zeigte, dass es bereit für den großen Fußball ist. Kurz vor dem Seitenwechsel ging es einmal schnell auf der rechten Angriffsseite der Paulianer. Halke rettete vor der Linie und Raeder fasste nach. Mit einer verdienten Führung für die Hausherren ging es in die Kabinen.

Die Hamburger legten danach richtig los. Diamantakos und Moeller Daehli (48.) verpassten den Ausgleich gleich doppelt. Lübeck verteidigte sehr gut. Der Konter wurde von Buballa unterbunden, aber auf Kosten einer „dunkelgelben“ Karte, als er Deichmann am Mittelkreis von hinten in die Beine sprang. Die Aggressivität auf dem Platz erhöhte sich. Pauli machte weiter Druck und wollte den Ausgleich erzwingen. Eine spanende Phase für die Gastgeber, die vorerst hinten dicht hielten. Und vorne klingelte es zum zweiten Mal: Hoins brachte die Kugel in die Mitte, wo Hobsch und Arslan im Zusammenspiel auf Thiel ablegten. Der Lübecker zog aus 13 Metern ab, hatte Glück, dass sein Schuss abgefälscht wurde und hinter Himmelmann im linken Eck landete – 2:0 für Lübeck! St. Pauli nun noch mehr unter Druck, musste früh öffnen. Hoins (61.) versuchte es von der Strafraumgrenze, doch weit daneben. Auf der anderen Seite war es Miyaichi (62.) der aus 18 Metern über das VfB-Gehäuse zielte. Ein Stockfehler von Malone brachte den Zweitligisten wieder heran. Sobota (63.) bedankte sich mit einem Schuss in den Winkel – keine Chance für Raeder. Drei Minuten später der Ausgleich. Die Lübecker bekamen eine Ecke nicht aus der Gefahrenzone und Moeller Daehli flankte butterweich auf den freistehenden Diamantakos. Der Pauli-Stürmer köpfte zum 2:2 ein. Der VfB kam danach nicht mehr aus der eigenen Hälfte heraus – der Druck war enorm groß. Ein Entlastungskonter von Thiel (75.) lief ins Leere. Zwei Minuten später wäre Riedel fast durch gewesen, doch Knoll rettete in letzter Sekunde. Danach verpasste Fernandes (78.), der kurz zuvor in Spiel kam, eine Flanke von rechts. Und noch einmal hatte der Ex-Paulianer eine Möglichkeit. Thiel mit dem Seitenwechsel auf Arslan, der legte auf Fernandes (80.) ab, doch dessen Schuss war eher ein Kullerball. Himmelmann ohne Probleme. Dennoch war der Zweitligist klar spielbestimmend. Aufregung gab es fünf Minuten vor dem Ende, weil Schiri Willenborg zwei klare Elfmeter für den VfB Lübeck nicht gab. Erst legte Miyaichi Mende links im Strafraum und eine Minute später wurde Riedel klar gefoult wurde. Doppel-Fehlentscheidung gegen den Regionalligisten. St. Pauli merkte man den Energieverbrauch nun ebenfalls an. Es deutete alles auf eine Verlängerung hin. Hoins (89.) hätte den Glücksschuss landen können, doch sein aus Nahdistanz parierte Himmelmann. Danach verpasste Arslan noch einmal eine Flanke. Es war hochdramatisch.

Und es ging weiter. Zusätzliche 30 Minuten gab es für beide Teams. Nach der Vierten köpfte Knoll das 3:2 für die Profis. Landerl brachte seine vierten Spieler. Schelle kam für Hoins (99.). Noch vor dem erneuten Seitenwechsel zog sich St. Pauli zurück, wollte das Resultat nach Hause spielen. Im zweiten Durchgang der Extra-Zeit wechselte Pauli-Coach Luhukay ebenfalls zum vierten Mal. Moeller Daehli machte Platz für Hoffmann. Arslan (110.) hatte den Ausgleich auf dem Fuß. Miyaichi rettete auf der Linie. Danach lenkte Knoll einen Freistoß vom Ex-HSV-Profi zur Ecke. Lübeck warf danach noch einmal alles nach vorne. Malone (114.) vertändelte die Kugel im gegnerischen Strafraum. 115. Minute: Fernandes fing einen Einwurf ab, bediente Arslan im Strafraum und der zirkelte den Ball ins rechte Eck zum 3:3! Die Lohmühle bebte bei diesem Wahnsinnsspiel… St. Paulis Diamantakos (119.) trat in der nächsten Aktion gegen Raeder nach und sah Rot. Schelle holte gegenüber noch einmal einen Freistoß heraus. Das waren gute 25 Meter. Matovina – daneben. Das war’s in der Verlängerung. Das Elfmeterschießen musste für die Entscheidung sorgen.

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Elfmeterschießen: Sobota traf zum 3:4. Arslan haute den Ball über das Tor – es blieb beim 3:4. Raeder hielt gegen Hoffmann – weiter 3:4. Malone machte das 4:4 für den VfB. Lankford ins rechte Eck zum 4:5. Halke für Lübeck zum 5:5 mit etwas Glück. Buchtmann mit noch mehr Glück, denn Raeder rutschte der Ball durch – 5:6. Matovina trocken in die Mitte zum 6:6. Knoll halbhoch zum 6:7. Und ausgerechnet der Ex-Paulianer Fernandes scheiterte an Himmelmann, der mit dem Fuß parierte. Ende und aus. St. Pauli ist eine Runde weiter.

Statistik:

VfB Lübeck – FC St. Pauli 6:7 (1:0, 2:2, 3:3) n.E.
Tore: 1:0 Deichmann (9.), 2:0 Thiel (55.), 2:1 Sobota (63.), 2:2 Diamantakos (66.), 2:3 Knoll (94.), 3:3 Arslan (115.)
Rote Karte: Diamantakos (119., Nachtreten)
Zuschauer: 11.000
Lübeck: Raeder, Weißmann, Arslan, Deichmann (77. Fernandes), Thiel (83. Matovina), Malone, Grupe, Halke, Hoins (99. Schelle), Hobsch (70. Mende), Riedel
St. Pauli: Himmelmann, Knoll, Hornschuh (78. Bedarczyk), Gyökeres (58. Lankford), Buchtmann, Miyaichi, Moeller Daehli (107. Hoffmann), Buballa, Diamantakos, Sobota, Conteh (67. Sahin)

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