Die Frage des Tages lautet: Welche Anbieter von Online-Wetten sind Ihnen bekannt? Tipico? Bet-at-Home? Interwetten? Cashpoint? Oder doch der weltweite Branchen-Primus Bet365? Schnell stellt man fest, dass es Wettanbieter wie Sand am Meer gibt. Selbst wer keine Sportwetten betreibt, aber regelmäßig die Spiele der Fußball-Bundesliga im Fernsehen verfolgt, wird allein durch die Bandenwerbung in den Stadien die verschiedensten Buchmacher in- und auswendig kennen.

Die Wettbranche boomt wie noch nie. Allein im Jahr 2014 wurden in Deutschland rund 226 Millionen Euro Wettsteuern an den Fiskus abgeführt. Insgesamt wurden im selben Jahr in Deutschland ca. 4,5 Milliarden Euro bei Sportwetten umgesetzt. Damit stieg der Marktanteil um beachtliche 20 Prozent. Ein Ende ist dabei nicht in Sicht.

Immer mehr neue Wettanbieter wollen von den anhaltenden Boom profitieren. Durch die Masse an Buchmachern und den damit verbundenen Wettkampf versuchen die Wettbüros, ihre Kunden durch umfangreiche Promotion zu einer Anmeldung zu bewegen. Seien es beispielweise Gratiswetten, Wettguthaben ohne Einzahlung oder aber ein Wettbonus, der die Einzahlung verdoppelt. Die Unternehmen scheuen keine Grenzen, um neue Kunden zu gewinnen. War ein Wettanbieter Bonus auf die erste Einzahlung noch vor vielen Jahren etwas Besonderes, ist heute selbst ein Willkommensangebot mit extremer Bonushöhe nichts Außergewöhnliches mehr.

Jeder aktuelle Sportwetten-Bonus hat mittlerweile eine Höhe von mindestens 50 €. Dies führt dazu, dass es für einen Online-Wettanbieter kaum noch möglich ist, sich bei der unglaublich großen Masse an Wettbonus-Aktionen von der Konkurrenz abzuheben. Dies verstärkt den Konkurrenzkampf in der Branche noch zusätzlich. So versucht der eine sich mit sehr außergewöhnlichen Fußball-Wetten von der Masse abzusetzen, während sich der andere mit hohen Wettquoten hervorhebt. Live-Wetten rund um die Uhr und Live-Streams gehören mittlerweile genauso zum Standard-Repertoire wie eine mobile App, die das Wetten via Handy ermöglicht. Es gibt sogar relativ neue Anbieter auf den Markt, die noch innovativere Sportwetten im Angebot haben, wo sich uns die Frage stellt, ob hier nicht langsam eine Grenze überschritten wird.

Kreisliga Wetten – Wo soll das hinführen?

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Bundesliga-Wetten, das Tippen auf Champions League-Spiele oder Live-Wetten auf die 3.Liga – das alles ist mittlerweile überall unkompliziert möglich. Bei fast jedem Buchmacher ist es heutzutage Standard, Sportwetten bis zur deutschen Oberliga (5. Liga) anzubieten. Dieser Umstand stieß vor kurzem auf viel Kritik, was bereits dazu führte, dass der Marktführer Tipico sein Wettprogramm reduzierte und ab sofort keine Oberliga-Spiele und Partien der Junioren mehr anbietet.

Die Konsequenz: Sportwetten-Tipps können auf solche Begegnungen nicht mehr gegen Geld bei Tipico abgegeben werden. Während der Branchen-Primus in Deutschland versucht, die Wettangebote zu normalisieren, um Manipulationen zu minimieren, taucht nun ein Sportwetten-Anbieter auf, der in die andere Richtung denkt: „Wetten bis auf die Kreisliga abgeben“ lautet dessen Slogan. Sie sind Hobby-Fußballer? Richtig gehört, Sie können nun auf Ihre eigenen Spiele Geld setzen. Zwar gibt es hier Beschränkungen im Wetteinsatz und Vorschriften, wie zum Beispiel die Mindestanzahl von Spielen je Wettschein, dennoch fragen wir uns: Wo soll das noch hinführen? Der Wettbewerb in der Branche nimmt bedenkliche Formen an. Dabei sollte man gerade in Deutschland beim Stichwort Manipulation aufschrecken. In diesem Zusammenhang fällt jedem Fußball-Fan sofort der Name Robert Hoyzer ein, dem eine Wettmanipulation im Jahr 2006 nachgewiesen wurde.

Wer aber denkt, die europäischen Fußball-Ligen seien sauber, sollte an dieser Stelle eines Besseren belehrt werden. Schon oft gab es Verdachtsfälle in der Primera Division, der Premier League, der Süper Lig oder der Serie A. Insbesondere das italienische Oberhaus wurde vor einem Jahr von einem großen Skandal heimgesucht.

Denn hier sollen bis zu 30 Spiele in der Serie A manipuliert worden sein. Dies ergaben Ermittlungen der italienischen Staatsanwaltschaft. Die internationalen Wettbewerbe wie die UEFA Champions League und die Europa League sind besonders in den Qualifikationsspielen ein beliebtes Ziel. Hier nehmen Vereine aus Ländern und Ligen teil, wo die Spieler nur einen Bruchteil von dem verdienen, was zum Beispiel ein Profi in der Fußball-Bundesliga für seine Einsätze erhält.

Sollte man aus solchen Verdachtsfällen nicht lernen? Man kann nur hoffen, dass diesen Manipulationsversuchen rechtzeitig Einhalt geboten wird. Wenn schon im Profi-Fußball die Manipulation trotz Quotenvergleiche und der Überprüfung der Wetteinsätze nicht hundertprozentig kontrollierbar ist, wie sollen dann diese bei den Amateuren vermieden werden? Wir wollen sauberen Fußball sehen. Wenn diese Sicherheit schon nicht im Profi-Geschäft vorhanden ist, dann sollte sie doch zumindest auf dem hiesigen Dorfplatz zu finden sein.

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