Lübeck – Schwachwind, Sturmböen, Gewitterwarnungen und immer wieder heftiger Regen wechselten sich munter mit guten Segelbedingungen ab. In diesem Szenario die richtigen Fenster für die Ausrichtung der Wettfahrten zu finden, war eine Herausforderung bei der 128. Travemünder Woche. Eine schwierige Aufgabe – und mit wenigen Ausnahmen konnte für die Klassen das komplette geplante Programm angeboten werden.

Gesamt-Wettfahrtleiter Brian Schweder und der Sportliche Leiter Jens Kath blicken auf die stolze Zahl von 380 Wettfahrten zurück, an denen 824 Crews mit insgesamt 1500 Seglern teilnahmen, die in Addition aller Boote rund 50.000 Seemeilen zurücklegten. Die Planung für die kommenden Travemünder Wochen sind bereits angelaufen. So steht bereits fest, dass zur 129. Travemünder Woche (20. bis 29. Juli 2018) die Vaurien ihre Weltmeisterschaft und die Flying Junior die europäischen Titelkämpfe in der Lübecker Bucht austragen werden.

„Gefühlt bin ich in diesen zehn Tagen zehn Jahre älter geworden – und einsam", scherzte Brian Schweder. Bisweilen hatte er sechs bis sieben Stunden im Motorboot auf dem Wasser verbracht, um sich selbst ein Bild von den tatsächlichen Wind- und Wetterbedingungen zu machen und zu prüfen, wann und wo gesegelt werden kann. „Wir nutzen gern die modernen Medien und standen immer in Kontakt zu unserem Wetterdienst von WetterWelt. Aber wenn es den ganzen Tag Gewitterwarnungen gibt, dann muss man sich auch selbst ein Bild auf dem Wasser machen, was noch möglich ist", so Schweder.

Schon im vergangenen Jahr hatte es schwierige Rahmenbedingungen durch das Wetter gegeben. „Aber in diesem Jahr war es noch ein Quantum schlimmer. Und wir mussten besondere Vorsicht walten lassen, da wir es ja mit vielen Jugendlichen zu tun hatten." Zufrieden stellte der Gesamt-Wettfahrtleiter aber fest, dass mit der kompletten Absage am Dienstag und mit den Ansetzungen der zusätzlichen Rennen an den anderen Tagen richtige Entscheidungen getroffen worden sind.

So segelten die Bundesligen mit insgesamt 93 Rennen am ersten Wochenende fast das Optimum des Möglichen (96 Wettfahrten hätten es maximal sein können). Auf der Seebahn gab es keinerlei Ausfälle, die Trias mussten an ihrem Abschluss-Dienstag lediglich auf die letzte Wettfahrt verzichten, und auch die J/22 blieben nur eine Wettfahrt unter dem Maximum. Bei den Deutschen Jugend- und Jüngstenmeisterschaften war es nur eine Bahn, die mit jungen Seglern auf den Starkwind-Abschluss verzichtete. Und die Piraten-Klasse entschloss sich in einem internen Entscheid, den letzten Tag wegen des Starkwindes zu streichen.

„Wir haben sogar den kurzfristigen Wunsch der Optimisten nach einem Team-Race noch sehr spontan umgesetzt", sagte Schweder, und Jens Kath ergänzte: „Wir sind ja durchaus bekannt dafür, dass wir auch kurzfristig so etwas auf die Beine stellen können." Kleine Schönheitsflecken in der Bilanz gab es aufgrund der zeitlichen Verschiebungen der Regatten in der Bespielung des SAP Media Race Course und bei den Showrennen auf der Trave.

„Der Wechsel von den üblichen Bahnen auf die Medienbahn war durch die großen Flotten eine besondere Herausforderung. Die kleineren Felder wie in den vergangenen Jahren sind schneller von Bahn zu Bahn zu dirigieren. Daher konnte auf dem Medienkurs nicht immer das geplante Programm gezeigt werden", erklärte Kath. Das gleiche galt für die Trave-Races. „Diese Showrennen sind ein wichtiges Merkmal für die Travemünder Woche, weil wir damit den Segelsport sehr nah an das Publikum bringen. Toll wäre es, wenn wir auch mal echte Entscheidungen in der Trave sehen würden. Aber in diesem Fall hatten die Meisterschaften auf den Bahnen Vorrang. Und durch einige lange Tage dort mussten einige Showrennen leider ausfallen", sagte Kath. Für Gesamt-Wettfahrtleiter Brian Schweder wäre es eine gute Vorstellung, dass ein eigenes Wettfahrtleiter-Team die SAPTrave-Races organisiert und leitet. Für die Rennen auf der Trave gibt es noch ein Fülle von Ideen, so wird auch über die Umsetzung einer Speed-Challenge nachgedacht.

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Der Kanon der Klassen wird im Jahr 2018 ein ganz neuer im Vergleich zu diesem Jahr sein. „Alle Klassen, die wegen der Jugendmeisterschaften auf einen Travemünder-Woche-Start verzichten mussten, haben gesagt bekommen, dass sie 2018 wiederkommen können", so Kath. Verschiedene Skiff-Klassen haben bereits ihr Interesse bekundet, und auch die Katamaran-Klassen sollen auf die TW-Bahnen zurückkehren. Die Laser-Jugend wird wie seit 2014 in der Lübecker Bucht ihre Deutschen Meister ermitteln, und für internationale Qualität werden die Flying Junior und die Vaurien mit ihren Europa- beziehungsweise Weltmeisterschaften sorgen. Gespräche über die Ausrichtung einer weiteren Weltmeisterschaft im Jugendbereich und internationale Titelkämpfe in einer Kielbootklasse laufen. Weiterhin bleibt die Travemünder Woche an einer Bewerbung für die Ausrichtung der Deutschen Seesegel-Meisterschaft dran.

„Wir wollen das ja schon seit Jahren, sind aber nicht mehr zum Zuge gekommen. Wenn der Seesegel-Ausschuss im DSV tatsächlich das Seesegeln fördern und weiterentwickeln will, dann muss er auch alle Regionen stärken", so Kath, der mit Regatten in rund 25 bis 30 Klassen für 2018 rechnet.

Abschließend sprachen Kath und Schweder dem gesamten Organisationsteam der Travemünder Woche größten Respekt aus, dass es gelungen ist, die große Schar der Segler und Betreuer trotz schwieriger Wetterbedingungen gut zu umsorgen.

Und hier die 128. Travemünder Woche in Zahlen:
679 gestartete Boote in den Jugendbootklassen
882 Jugendsegler
824 gestartete Boote insgesamt
1500 Segler insgesamt
16 Bundesländer waren vertreten
20 Nationen schickten Starter
125 Coachboote waren auf den Bahnen
62 Journalisten haben sich online oder vor Ort akkreditiert
380 Rennen wurden gesegelt
rund 50.000 Seemeilen legten die Boote insgesamt zurück

Das Foto von segelbilder.de zeigt Gesamt-Wettfahrtleiter Brian Schweder und den Sportlichen Leiter Jens Kath (rechts)

 

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