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Start mehr Sport noch mehr Sport Materialschlacht im deutschen Monaco…

Materialschlacht im deutschen Monaco…

…und ein desaströses Wochenende, nicht nur für Maxi Buhk

Felipe Fraga (Red Bull Alpha Tauri AF Corse) feiert mit seinem Team. Fotos: Lobeca/Max Krause

Nürnberg – Volle Ränge, Mega-Stimmung und eine Materialschlacht am Sonnabend. In der Heimat des bayrischen Autoherstellers fand ein anderer Hersteller den Weg in die Geschichtsbücher der DTM. Für Reinbeker Maximilian Buhk war es wie für viele Fahrer ein desaströses Wochenende.

Porsche mit historischem Sieg

Der Name Thomas Preining geht in die Historie der DTM ein. Mit seinem Porsche 911 GT3 R fuhr er bei dem chaotischen Sonnabendrennen auf den ersten Platz. Damit holte sich der 23-jährige Österreicher den ersten Sieg für einen Porsche-Boliden. Nach drei Safety Car-Phasen und elf Ausfällen überfuhren drei Porsche unter den ersten vier die Ziellinien, ein Riesen-Erfolg für die Marke. Trotzdem war ein Fahrer des Stuttgarter Herstellers nicht zufrieden mit der Leistung. Laurens Vanthoor legte auf seiner Instagram-Seite seine Gefühlswelt offen und schrieb: „Ich hab ehrlich gesagt keine Erklärung, warum wir solche Schwierigkeiten haben.“ Und weiter: „Es ist sehr frustrierend und es fängt an, einen mental auszulaugen.“ Er wisse, „dass auf harte Zeiten immer gute Zeiten folgen, aber es ist trotzdem scheiße.“ Doch warum empfand er so? Nachdem er als Hoffnung für Porsche geholt worden war, brachte er bisher die Leistung noch nicht vollständig ins Auto. Immer wieder Technik- und Fahr-Fehler warfen Vanthoor immer zurück. Neben den nicht zufriedenstellenden Ergebnissen in der DTM verlief das gesamte Jahr schon nicht nach den Wünschen des Belgiers, neben dem emotionalen Crash auf der Nordschleife und einem vierten Platz in Le Mans steht noch kein Podiumsplatz auf dem Konto.

Thomas Preining (#24, KÜS Team Bernhard) bei der Pressekonferenz

Materialschlacht am Sonnabend

Alle 27 Boliden am Start, am Ende blieben 11 Autos übrig. Die Strecke in Nürnberg wird von vielen Fans deutsches Monaco genannt. Diesem Namen machte sie vergangenen Sonnabend alle Ehre. Direkt bei der Zufahrt in die erste Kurve krachte es gewaltig. Auslöser dafür war eine Kollision zwischen Franck Perera und Arjun Maini – die darauffolgende Kettenreaktion eliminierte insgesamt sieben Autos. Darunter auch Maximilian Buhk. Auch der Gesamtführende in der Wertung musste aufgeben, sowie Heimmatador Marco Wittmann – kaum ein Versuch, einen Restart vernünftig durchzuführen. Beim mittlerweile zweiten Neustart schoss Esteban Muth mit einem Bremsdefekt in der Anfahrt in die Kurve Perera ab. Dieser Vorfall löste eine Full-Course-Yellow aus. Dies nutzten die übrig gebliebenen Fahrer zu ihrem Pflichtboxenstopp bei dem sich Rene Rast an die Spitze setzte. Mirko Bortolotti war gleich an zwei Unfällen beteiligt. Beim dritten Restart touchierte er Maro Engel, der mit hoher Geschwindigkeit Richtung Leitplanke abflog. Beim nächsten Restart traf er Kelvin van der Linde, der von der Poleposition startete. Am Ende riss die Leistung des Audis von Rast ab und er verlor seine Plätze an Preining und Dennis Olsen. So einen Rennverlauf hatte der Norisring tatsächlich noch nie gesehen.

Marco Wittmann (#11, Walkenhorst Motorsport) mit Schaden am Auto neben ihm Arjun Maini (#36, Mercedes-AMG Team HRT) auch mit Schaden

„Ein Wochenende zu vergessen“

Für den norddeutschen Buhk war die Reise nach Nürnberg eine zum Vergessen. Im Rennen am Sonnabend schleppte er das Auto nach dem Crash in der ersten Runde noch in die Boxengasse, danach war Schluss. Am Sonntag sah das Ganze nicht viel besser aus. Crash in der ersten Kurve und nach einem Schaden an der hinteren Karosserie wurde das Auto erneut abgestellt. In einem sehr engen Qualifikationsfeld reichten Zehntelsekunden aus, um Plätze gut zu machen. Für Buhk hieß das hintere Startreihen. Nach diesem Wochenende sind wieder keine Punkte auf dem Konto. In zwei Wochen gibt es die nächste Chance darauf. Die Saison ist gerade zur Hälfte vorbei. Die Hoffnung bei Mücke und Buhk besteht weiterhin sich zu Punkten zu kämpfen.

Premierensieg für Fraga

Der Start am Sonntag ging um einiges gesitteter zu. Von 25 Fahrern kamen 19 Boliden vollständig über die Ziellinie. Durch seinen neuen Teamkollegen, Ayhancan Güven, konnte Felipe Fraga sein Setup noch einmal überarbeiten. Mit der Pole in der Hand und einem Weltklasse Boxenstopp des AF Corse Teams fuhr der Brasilianer einen Start-Ziel-Sieg nach Hause. Damit gewann er sein erstes DTM-Rennen und ist der erste Brasilianer seit 2013 auf dem Siegestreppchen. Dazu wurde Fraga an seinem Siegestag 27 Jahre alt. Er beschenkte sich somit selbst. Nach dem Rennen war Fraga sichtlich erleichtert und äußerte sich so auch bei der Pressekonferenz. Doch um im Meisterkampf eine wichtige Rolle spielen zu können fehlt noch eine gewisse Routine im Rennen. „In sechs von acht Qualifyings waren wir untern den Top 5. Doch im Rennen lief es bisher nicht gut.“ Nun endlich schaffte es AF Corse das gute Ergebnis im Qualifying im Rennen gut umzusetzen. 

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Felipe Fraga (#74, Red Bull Alpha Tauri AF Corse) überquert die Ziellinie

Harte Kritik an Driving-Standards – DTM-Chef kontert

Nach dem Chaosrennen am Sonnabend flogen nicht nur auf der Strecke die Fetzen. Team Rosberg-Pilot Nico Müller kritisierte die Fahrer-Standards und seine Fahrerkollegen: „Die Driving-Standards, die wir im Moment da draußen sehen, sind einfach nur lächerlich.“ Und weiter sagte er: „Sobald sie sehen, dass die Lichter ausgehen, drehen sie durch, als ob sie ihr Hirn ausschalten. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist frustrierend“. Driving-Standards zu niedrig trotz „Weltklasse-Fahrer“ in der DTM? Der Chef der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft, Gerhard Berger, verwies auf das hitzige Gefecht auf der Strecke, räumte aber auch ein: „Wir haben ein, zwei dabei, die dem Standard nicht so gewachsen sind. Der Rest sind aber Topfahrer. Ob nun Fahrer oder Teams – unter dem Strich hat jeder seinen Anteil daran gehabt.“ Das Thema sollte also vom Tisch sein, trotz Kritik kann so ein Chaos immer entstehen, vor allem auf so einer engen Strecke wie dem Norisring.

Dreikampf an der Spitze

Während die beiden Verfolger von van der Linde am Wochenende gepunktet haben, lief es bei ihm selbst nicht nach Plan. Durch die dritten Plätze rückte Rast bis auf einen Punkt an van der Linde heran. Bortolotti übernahm daraufhin die Führung in der Gesamtwertung. Die DTM bleibt spannend wie zuvor. Da nun die Sommerpause ansteht ist Bortolotti Halbzeitmeister. Doch diese Gesamtführung bedeutet gar nichts. Es ist ein enger und harter Dreikampf, dazu stehen noch acht Rennen an, die erstmal noch ausgefahren werden müssen.

Sheldon van der Linde (#31, Schubert Motorsport) verfolgt von Nico Müller (#51, Team Rosberg)

Schumacher beweist Größe

Nach dem Mick Schumacher seine ersten Punkte in der Formel 1 erreichte, stehen bei David Schumacher noch 0 Punkte. Doch der zeigte Größe nach seinem verursachten Crash mit ABT-Pilot Ricardo Feller. „David hat sich bei uns im Truck persönlich bei mir entschuldig. Respekt, solch ein Verhalten schätze ich und deshalb bleibt da auch nichts hängen“, sagte Feller im Interview. Schumacher selbst äußerte sich gegenüber ProSieben selbstkritisch: „Es tut mir sehr leid für Ricardo. Ich habe den Bremspunkt verpasst und bin ihm stumpf hinten drauf. Das war total schade, weil mein Team davor so viel gearbeitet hat, um das Auto zu reparieren. Ich muss daraus lernen. So ein dummer Fehler, ich habe mich im Auto über mich selbst aufgeregt.“ Wie viele andere Teams hatte auch WinWard Racing eine Nachtschicht eingelegt, um das Auto Startfertig zu bekommen.

Volle Ränge und Mega-Stimmung

Während es hieß, dass die DTM an Reiz verloren hätte, sah es in Nürnberg ganz anders aus. Die vollen Ränge und der bombastischen Stimmung auf dem Gelände zeigten wieder das gewohnte Bild der Meisterschaft. Laut der Fanstimmen am Wochenende werden die GT3-Autos sehr gut aufgenommen. Zwischen „Spitzen-Duelle“ und „fantastische Fanaktivitäten“ war alles dabei rund um das Motorsportevent. Auf dem Campingplatz war „die Stimmung wie vor Corona“, dazu herrschte eine ausgelassene Stimmung von Motorsportfans aller Altersklassen.

Zuschauer auf der Steintribüne in den Farben von Marco Wittmann (Walkenhorst Motorsport)

Zweimonatige Sommerpause

Nun ist erstmal Pause, zwei Monate werden die Rennwagen ruhig stehen, zumindest im Rennbetrieb. Fahrer wie Fraga und Bortolotti werden in der Zeit bei anderen Rennserien an den Start gehen. Rast freut sich einfach mal auf die Pause, die ansteht. Vom 26. bis 28. August werden die Räder wieder in der Eifel rollen. DTM goes Nürburgring.

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